Die wunderbaren (aber eklatant falschen) Wetterprognosen sowie die vielversprechenden Emagramme weckten bei der Seniorenfraktion Frühlingsgefühle. Mutter Natur begegnete den Hochgefühlen jedoch völlig respektlos; ja die Alten fühlten sich von der geschlossenen Wolkendecke regelrecht verspottet, ausgegrenzt und diskriminiert. Nichtsdestotrotz nahmen die frust-erprobten alten weissen Männer die Wanderung von Rufi zur Oberbogme ohne Murren unter die Füsse.
Schon nach einer Viertelstunde lockte der junge Bärlauch in einem lauschigen Wäldchen zur Ernte. Der Aufstieg über rund 950 Hm war gemütlich und verlief in angeregter Plauderei durch eine hübsche Nagelfluhbrocken-Landschaft. Hie und da wurde die Idylle marginal getrübt durch den Mundgeruch des Bärlauch-Naschers und mit abnehmendem Luftdruck auch noch durch Fürze.
Welche Freude in der Oberbogme. Die vertrauensseligen Wirtsleute haben im Stall alles notwendige bereitgestellt für die Selbstbedienung mit einem „richtigen“ Kafi inkl. Gegengift. Unser Doktor der technischen Wissenschaften brachte sogar den serbelnden Gaskocher durch Handauflegen wieder auf volle Touren.
Nach ausgiebiger Rast und Verpflegung auf der Holzbank vor der Alpwirtschaft waren die Gleitsegel schnell auf einer trockenen Wiese ausgelegt. Die gesamte Thermik der Alpennordseite konzentrierte sich an diesem Tag auf den Grossbrand in Hinwil und so landeten wir 10 Minuten nach dem Start in Rufi.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass es zumindest noch eine gibt: Die liebe Frau, die dem vom Bärlauch-Pflücken, Wandern, Plaudern, Kaffeetrinken und Fliegen erschöpften Heimkehrer abends feine Spaghetti con pesto di aglio orsino zubereitet und mit Rotwein aus der Toscana serviert.
Das Leben ist schön.